Der Mineralbrunnen

Der Mineralbrunnen von Bruchhausen

 

Als "Brunnendorf" ist Bruchhausen weithin bekannt. Die Mineralquelle ist es auch, die Bruchhausens Weg in die Zukunft richtungsweisend bestimmen wird, um an den geschichtlichen Überblick anzuknüpfen.

Die Gemeinde Bruchhausen hat es vor allem Pfarrer Petrus Koch (Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde von 1810 - 1854) zu verdanken, daß auch Bruchhausen an dem ergiebigen kohlensäurehaltigen Mineralwasservorkommen zwischen Eggegebirge und Weser teilnehmen kann. Es war ihm nicht entgangen, daß dem ärmlichen Tagelöhner- und Leineweber-Bleicherdorf durch die Mineralquelle eine bessere Zukunft erblühen könnte. Gleich zu Anfang seiner Tätigkeit in Bruchhausen begann man damit, das Mineralwasser für den Hausgebrauch zu nutzen (1811). Pfarrer Koch veranlaßte die chemische Untersuchung des Mineralwassers auf seinen Nutzwert und seine Heilkraft. Das Ergebnis dieser Untersuchung aus dem Jahre 1834 liegt vor in einem Sonderdruck aus dem "Archiv der Pharmazie, 2. Reihe des XIV. Bandes 3. Heft, Lemgo 1838".

Bereits im Jahre 1834 erwarb Pfarrer Koch das Grundstück mit der Mineralquelle von dem Meier Johann Hesse. Er setzte sich mit dem Hofrat Dr. Himly, Professor in Göttingen, in Verbindung, der sich für das Heilquellengebiet Ostwestfalens interessierte. Dem Hofrat Himly wurde am 18. 5. 1835 die Bruchhausener Mineralquelle überlassen; Pfarrer Koch behielt aber das Eigentum an dem Grundstück. Himly übernahm die Verpflichtung. Die Quelle zu fassen und zu üherbauen In der damals beliebten Bauart entstand über dem aus Ziegelstein gemauerten Brunnenschacht von ca. 4,80 m Tiefe ein bedachter Brunnentempel mit 6 Säulen, der inzwischen zum Wahrzeichen Bruchhausens geworden ist. Der mit Himly abgeschlossene Vertrag sicherte den Einheimischen freies Schöpfrecht.

Es ging Pfarrer Koch in erster Linie darum, der schwach fundierten katholischen Volksschule zu helfen. Himly hat sich deshalb auch vertraglich verpflichtet, vom Reinertrag des Mineralwassers den Zehnten für die katholische Volksschule abzuliefern. Die vorhandenen Aktenunterlagen geben leider keinen Aufschluß darüber, wie lange Hofrat Himly den übernommenen Betrieb aufrecht erhalten hat. Himly verstarb um 1840, so daß es nicht mehr möglich war, den übernommenen Betrieb weiter zuführen. Pfarrer Koch vermachte das ihm gehörige Brunnengelände mit der Mineralquelle und dem Brunnenhäuschen über die damalige katholische Schulgemeinde den Bürgern von Bruchhausen. Die Bestrebungen Pfarrer Kochs, die Mineralquelle Bruchhausens zum Wohle der Bewohner weiter und besser zu nutzen, haben zu dieser Zeit leider nicht den gewünschten Erfolg gezeigt. Das Brunnengelände war zu klein und die Unterstützung der Zeitgenossen erfolgte nicht in dem notwendigen Rahmen. Vermutlich fehlten in erster Linie ausreichende finanzielle Mittel, um die einmal begonnene Nutzbarmachung der Mineralquelle wirtschaftlich weiterführen zu können. Vielleicht stand man diesen Dingen auch nicht mit der erforderlichen Aufgeschlossenheit gegenüber. Der Gedanke Pfarrer Kochs an einen Versand des Mineralwassers ist erst später an anderer Stelle in Bruchhausen verwirklicht worden.

Die Bewohner Bruchhausens und Umgebung nutzten jedoch auf ihre Weise die Vorteile der Mineralquelle für sich aus. Mit wachsender Erkenntnis der Heilkräfte des Brunnens entstanden später einige freundliche Anlagen um den Brunnen, der besonders vor etwa 40 Jahren eine gewisse Blütezeit erlebte. Schon zu dieser Zeit fanden sich Jahr für Jahr Sommergäste in Bruchhausen ein. Bemerkenswert ist der Versand des "Wingelsteiner Urquells", für den jedoch nicht die seit 1811 bekannteQuelle westlich des Dorfes, sondern eine im Nordwesten von Bruchhausen gelegene Quelle benutzt wurde.

 

Abfüllanlage und Versandtgebäude für den "Wingelsteiner Urquell". Das Gebäude
stand in den ehemaligen Bleicherwiesen zwischen Dorf und der Bundesstraße.

 

 

 

Der Mineralbrunnen ging als "Wingelsteiner Urquell" jahrelang im Flaschenversand in alle Welt. Leider ist dieser Betrieb, bei dem mehr als ein Dutzend Arbeitnehmer aus Bruchhausen beschäftigt waren, wieder eingestellt worden. Es fehlten erneut finanzielle Mittel, um den ebenfalls zu schwach fundierten Aufbau stützen zu können. Diese Quelle ist inzwischen in fremde Hände übergegangen und dem allgemeinen Gebrauch entzogen. Das Versandgebäude wurde nach dem Ersten Weltkrieg wieder abgerissen.

Der Zweite Weltkrieg brachte Stillstand und Rückgang des soeben erwachten Fremdenverkehrs. Dann aber besann sich die Gemeinde erneut ihrer Quelle, ließ sie chemisch untersuchen, errichtete nach dem alten Vorbild ein neues Brunnenhaus, erweiterte die Grünanlagen und sicherte durch Kanalisation und Trockenlegung die Quelle. Große Verdienste erwarb sich der Geistliche Rat, Pfarrer i. R. Franz Kesting, während seiner Zeit als Ortsheimatpfleger für die Gemeinde Bruchhausen. Gerade ihm ist es zu verdanken, daß die Idee der Förderung des Fremdenverkehrs und der besseren Ausnutzung des Mineralbrunnens wieder aufgegriffen und dank seiner Initiative tatkräftig weitergeführt wurde. Neben der bereits seit dem Jahre 1811 bekannten Brunnenquellfassung mit dem Brunnenhäuschen entstand im Jahre 1953 eine 25 m tiefe Neubohrung (Filterbohrung in Schönebecker Feinsteinzeug). Zur Entnahme des Mineralwassers wurde eine steinerne Grotte geschaffen.

 

 

Blick in die Brunnenanlage " Grotte " mit der Mineralquelle